Häufig gestellte Fragen zur Kieferorthopädie
Wann sollte ich mein Kind beim Kieferorthopäden vorstellen?
In der Regel wird der Schulzahnarzt oder Ihr Hauszahnarzt bei einer eventuell notwendigen Behandlung eine Vorstellung beim Kieferorthopäden empfehlen. Dies kann schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt der Gebissentwicklung (reines Milchgebiss) sinnvoll sein (ab ca. dreieinhalb Jahren, in Ausnahmesituationen natürlich auch früher). Der Kieferorthopäde entscheidet dann, ob und wann eine kieferorthopädische Behandlung notwendig ist. Selbst, wenn noch keine Behandlung erforderlich ist oder der Beginn Behandlung noch als etwas zu früh angesehen wird, kann sich der Kieferorthopäde bereits zu diesem Zeitpunkt ein Bild vom Stand der Gebissentwicklung machen. Bei nachfolgenden Kontrollen wird die weitere Entwicklung überwacht und somit der richtige Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn bestimmt. Zu beachten ist weiterhin, dass die gesetzlichen Krankenkassen nur bis zum 18. Lebensjahr die Kosten für die kieferorthopädische Behandlung übernehmen. Nach dem 18. Lebensjahr ist die kieferorthopädische Behandlung eine reine Privatleistung.
Was ist eine logopädische/myofunktionelle (myo = Muskel) Behandlung? Wieso sollte mein Kind diese begleitend zur KFO-Behandlung durchführen?
Logopäden kümmern sich nicht nur um Sprachfehler, sondern auch um Zungenfehlfunktionen. Sie trainieren mit den Kindern, wo die Zunge im Mundraum liegen soll (und zwar oben am Gaumen). Wird die Zunge beim Schlucken zwischen die Zahnreihen geschoben und nicht am Gaumen angelegt, kann es so zu Fehlstellungen der Zähne kommen. Da die Zunge ein starker Muskel ist, kann die Zahnfehlstellung mit alleiniger KFO-Therapie nicht korrigiert werden. Nur mit Hilfe von Logopäden und myofunktionellem Training kann ein gutes und vor allem stabiles Ergebnis erreicht werden. Myofunktionelles Training ist auch dann notwendig sein, wenn Ihr Kind nicht ohne Anstrengung die Lippen schließen kann.
Musikinstrument und KFO?
Das Spielen eines Musikinstrumentes wird durch die Behandlung mit herausnehmbaren Geräten nicht gestört. Bei festsitzenden Apparaturen können die Brackets mit Schutzwachs abgedeckt werden. In einigen Fällen kann auch eine Umstellung des Ansatzes bei Blasinstrumenten notwendig sein. Dies sollte jedoch individuell in jedem Fall entschieden werden.
Wie werden Spangen eingesetzt und herausgenommen? Was muss ich beachten?
Aktive Platten und Schienen/Aligner werden beim Einsetzen fest mit den Daumen oder Zeigefingern angedrückt und sollen danach exakt sitzen. Wenn die Spange in die richtige Position rutscht, hört man dabei meistens ein Schnappen. Obere Platten werden herausgenommen, indem man mit den Zeigefingern seitlich von oben kommend die hintersten Federn nach unten zieht. Dabei darf an dem langen Bogen, der vor den Scheidezähnen verläuft, nicht gezogen werden, da sich dieser leicht verbiegt. Untere Platten werden an den hintersten seitlichen Federn nach oben gezogen. Die Zunge kann hierbei auch gerne mithelfen und die Spange anheben. Wie bei den oberen Spangen sollte nicht an dem langen Bogen, der vor den Scheidezähnen verläuft, gezogen werden.
Funktionskieferorthopädische Geräte sitzen im Vergleich zu Platten locker im Mund. Da diese Spangen etwas größer sind, benötigt man anfangs ein bisschen Übung, um mit diesen zu Sprechen. Am besten gewöhnt sich Ihr Kind an diese Spangen, wenn es übt, zu Hause laut zu lesen. Beim Einsetzen sollte man einen Mundwinkel mit der Spange und den anderen mit der freien Hand abhalten. Beim Herausnehmen bedient man sich vorzugsweise der eigenen Zunge und „hebt/schiebt“ die Spange aus dem Mund.
Muss ich während einer kieferorthopädischen Behandlung noch weiter zum Zahnarzt gehen?
Während einer kieferorthopädischen Behandlung sollten die regelmäßigen Kontrollen bei Ihrem Hauszahnarzt unbedingt eingehalten werden. Bei Behandlungen mit festsitzenden Geräten sollte Ihr Kind regelmäßig, ein IP- Programm (Schutzprogramm der Zähne) bei Ihrem Hauszahnarzt machen lassen.
Wann sollen Spangen getragen werden?
Herausnehmbare Spangen sollten 24 Stunden getragen werden. Sie dürfen nur zum Zähneputzen, beim Essen und zum Sport herausgenommen werden. Gummizüge, die bei festsitzenden Geräten eingehängt werden, sollten ebenfalls 24 Stunden getragen und täglich gewechselt werden. Geräte, die zum Halten des Behandlungsergebnisses dienen (Retentionsplatten/Retentionsschienen), müssen ein Jahr lang nachts getragen werden. Nach einem Jahr sollte das Retentionsgerät einmal die Woche eingesetzt werden, um zu überprüfen, ob das Behandlungsergebnis stabil bleibt. Wenn das Retentionsgerät dann noch drückt, muss es wieder häufiger nachts getragen werden.
Wie werden Spangen am besten aufbewahrt und transportiert?
Herausnehmbare Spangen werden in der Spangendose aufbewahrt und transportiert. Falls Sie keine Spangendose haben, können Sie die Spange auch in einer Seifendose transportieren bzw. aufbewahren. Die Spange sollte einmal täglich mit einer Zahnbürste und etwas Zahnpaste abgebürstet werden.
Keinesfalls sollte die Spange ungeschützt in eine Taschen gesteckt werden! Sie darf auch auf keinen Fall in ein Taschentuch/Serviette gelegt werden, da diese häufig versehentlich weggeschmissen werden!
SOS/Probleme mit der Spange
Druck- und Spannungsgefühl
Nach dem Einsetzen der Spange ist ein Druck- und Spannungsgefühl an den Zähnen zu spüren. Dies kann auch nach dem Aktivieren oder Nachstellen von Apparaturen auftreten. Dies ist normal! Bei festsitzenden Spangen kann das Druck- und Spannungsgefühl größer sein. In der Regel haben sich die meisten Patienten nach einer Woche auch an diese Spange gut gewöhnt. Wir empfehlen für diese Zeit weiche Kost wie z. B.: Stampfkartoffeln, Pasta, Pudding, Milchreis, Suppe.
Scheuer- oder Druckstellen
Zu Beginn einer Behandlung werden bei festsitzenden Spangen dünne Bögen eingesetzt. Diese können leicht verrutschen und folglich auch die Wangenschleimhaut etwas verletzen. Um das zu verhindern, kann Ihr Kind eine Kugel aus dem Schutzwachs formen und diese hinten auf das Bogenende setzen. Vorübergehend ist das eine Hilfe. Danach sollten Sie einen Termin mit uns vereinbaren, damit wir den Bogen wieder in die richtige Position bringen können. Besonders zu Beginn der Behandlung können Scheuer- oder Druckstellen an Zunge, Wange oder Lippen auftreten. Diese heilen meistens nach kurzer Eingewöhnungszeit von alleine wieder ab, wenn sich die Mundschleimhaut an die Veränderungen gewöhnt hat. Trotzdem ist es auch in diesem Fall sehr hilfreich, die Stellen der Spange, die Druckstellen verursachen, ebenfalls mit Schutzwachs abzudecken.
Meine Zähne beißen nicht aufeinander beim Kauen?!
Häufig werden Kunststoffaufbisse auf die Zähne zu Beginn der Behandlung aufgebracht. Die Zähne stoßen dann beim Kauen nicht aufeinander. Dadurch kann verhindert werden, dass Ihr Kind auf die Brackets beißt und sich diese dann „abbeißt“. Zudem werden die Zähne dadurch entkoppelt und können somit leichter in ihre richtige Position bewegt werden.
Ein Bracket/ein Band hat sich gelöst
Auch im späteren Verlauf können Probleme mit den Zahnspangen auftreten. Ein paar Tipps und Hilfestellungen, die in diesen Situationen hilfreich sind, finden Sie bei den häufig gestellten Fragen. Falls sich ein Bracket lösen sollte, lassen Sie sich einen zeitnahen Termin bei uns geben, bewahren Sie das Bracket auf und bringen Sie es zum nächsten Termin mit. Ein lockeres Band schieben Sie einfach wieder auf den Zahn zurück.
Hilfe mein Zahnfleisch blutet und ist geschwollen
Wenn eine Reizung und Entzündung des Zahnfleisches auftritt, muss an eine mangelnde Mundhygiene gedacht werden. In diesem Fall sollte darauf geachtet werden, das Zahnfleisch beim Putzen gut zu massieren und auch dann zu putzen, wenn es blutet. Blutendes Zahnfleisch ist ein Zeichen der Entzündung. Unter der Voraussetzung, dass es gut geputzt wird, klingt die Entzündung ab und das Bluten verschwindet.
Dreher für die Platte ist verloren gegangen
Falls Sie den Dreher für die aktive Platte verlieren sollten, können Sie auch eine Rouladennadel verwenden.
Meine Spange passt nicht mehr
Wenn die Milchzähne durch die bleibenden Zähne ersetzt werden, ist es möglich, dass die Spange nicht mehr passt. Dann kommen Sie bitte mit Ihrem Kind zu uns in die Behandlung.